Auf dem Laser habe ich die meisten Stunden gesegelt, auf dem 18 Footer von 2004 bis 2014 die meisten Jahre.

Es war nach dem olympischen Segeln die perfekte Bootsklasse für mich, da es möglich war, mit relativ geringem Aufwand ein so spektakuläres Boot segeln zu können. Da wir in dieser sehr aufwendig konstruierten Klasse den finanziellen Aufwand gering gehalten haben und nur mit gebrauchtem Material der Konkurrenz angetreten sind, hatten wir schnell den Ruf des Aldi-Teams weg. Für die deutsche Spitze hatte es gereicht, wir haben 3 mal den Deutschen Grandprix für uns entscheiden können, aber in Europa gab es immer ein paar Boote, die schneller waren.

Jetzt kam die magische 50 auf mich zu, und bevor die Knochen nicht mehr halten, wollte ich nochmal richtig Gas geben. Im Sommer 2018 wurden wie jedes Jahr die Europameisterschaften am Gardasee veranstaltet. Die Australier waren mit acht Booten angereist. Also habe ich meinen Rucksack gepackt, bin für zwei Tage runter gefahren, um mir diese Boote anzuschauen und zu verhandeln: Ich hatte Glück und konnte die Peroni erstehen.

Der 18 Footer wird zu dritt gesegelt. Aufgrund der Segelfläche und der Geschwindigkeit muss die Crew topfit sein und Ihren Job beherrschen. Nach vier Jahren Pause brauchte ich natürlich etwas Glück, um aus dem alten Pool meiner ehemaligen Mitsegler ein Team zusammenzustellen, das genügend Zeit für die Regatten hat und fit genug für die Herausforderungen war. Paul Wiebel vom Forchensee und Max Friedrich vom Ammersee sagten zu und wir trafen uns im Oktober 2018 am Ammersee zum Probesegeln.

Die erste Regatta war in Dießen am Ammersee Ende April 2019, es war windig, kalt und lehrreich. Eigentlich ist der Ammersee nach dem Goldkanal mittlerweile mein zweites Heimrevier und ich kenne jeden Winddreher, aber wir waren erstmal damit beschäftigt, das Boot sicher über den Kurs zu fahren. Wie es sich für die 18 Footer Segelschule gehört, ging das leider nicht ohne Kenterungen. Zum Glück waren die anderen Teams aus Deutschland auch etwas eingerostet aus dem Winterschlaf gekommen und wir konnten immerhin den 2.Platz belegen

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. Eigentlich ein guter Start in die Saison, wenn mir nicht Max Friedrich, mit dem ich seit 2004 18 Footer gefahren bin, nach der Regatta schweren Herzens für die Saison abgesagt hat, weil er sich körperlich nicht mehr in der Lage sah, den 90 m² großen Gennaker zu fahren.

Zum Glück hatte Paul Wiebel, der die Großschot fährt, einen Segelkumpel mit den Idealmaßen 1,98 m / 100 kg. Simon Toplack ist nicht nur groß, sondern auch noch topfit und passte super ins Team. Einziges Manko er war vorher noch nie 18 Footer gesegelt.   Allerdings hatte er etwas Skiff Erfahrung und ist ein sehr guter Surfer. Mit dem neuen Team sind wir dann im Sommer zum Grandprix nach Campione am Gardasee gefahren, wo sich die europäischen 18 Footer Segler trafen. Bei Sonnenschein und 10-16 kn Wind waren das perfekte Bedingungen für das große Rigg. Im Training  klappten die Manöver schon ganz gut, aber im Rennen, wenn sich an der Kreuz alle Boote am Felsen treffen und auf engstem Raum eine Wende nach der anderen gefahren wird, zeigt sich eben, wer das Boot beherrscht. Die Peroni war zwar schnell, aber wir waren noch viel mit dem Handling beschäftigt und sind immer wieder gekentert. Das kostet Kraft, Nerven und manchmal ist es auch ein bisschen frustrierend. Gewonnen hat dort Heinrich von Bayern und sein Team dank perfekter Manöver und einer fast fehlerfreien Serie.

Es galt nach vorne zu schauen, denn die nächste Regatta war der Saisonhöhepunkt die Europameisterschaft in Arco, im Norden des Gardasees. Gemeldet hatten nicht nur die Europäer, sondern wieder mal acht Boote aus Australien. In Australien schlägt das eigentliche Herz der Klasse. In Sydney Harbour richtet die Australian 18 Footers League jedes Wochenende eine Regatta aus, an der ca. 20 gesponsorte Boote teilnehmen. Bei allen Rennen gibt es Videoübertragung, Zuschauerboote und die Zuschauer können auf den Ausgang der Rennen wetten.

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Der Norden des Gardasees ist dafür bekannt, dass bei Sonnenschein eine kräftige Ora bläst. Pünktlich zum Practice Race – Sonnenschein und 25 kn Wind. Bei soviel Wind waren wir in dieser Saison noch nicht gesegelt und erst recht nicht bei Welle. Es gab nur eine Devise, volle Konzentration und nicht kentern. Als Steuermann steht man auf Raumschotkurs hinter dem Boot, auf den letzten 10 cm des Auslegers (Wing), durch eine Fußschlaufe gesichert. Das macht Spaß, solange das Boot nicht in einer Welle unterschneidet. Doch um zur nächsten Tonne zu kommen, muss eine Halse gefahren werden. Bei fast 25 kn Bootsgeschwindigkeit, während das Boot von Welle zu Welle springt, ganz schnell die Seite wechseln und dabei noch sauber durch die Halse steuern …?

Es hat funktioniert, wir sind im Rennen nicht mehr gekentert und waren an diesem Abend überglücklich. Zum Glück war in der Regatta meistens etwas weniger Wind und wir haben unser Ziel erreicht, den 18 Footer sicher über den Kurs zu steuern.

Die Peroni war auch im Vergleich zu den Australischen Booten schnell, und wenn wir mal vorne mit dabei waren, konnten wir unseren Platz auch behaupten. Mit einem 3. + 4. Platz konnten in den Rennen konnten wir zumindest ein Achtungserfolg erzielen.

Bei Start und Taktik hatten wir allerdings noch große Schwächen, so dass es meistens nur fürs Mittelfeld reichte. Im Gesamtergebnis landeten wir auf Platz 11 von 21 Teilnehmern:


Fotos


Film

Bei der Siegehrung hatten wir uns dann spontan zur Dänischen Meisterschaft in Kopenhagen verabredet, da einer der Segler zu diesem Termin Geburtstag hatte.

Im Herbst an der Ostsee war viel Wind zu erwarten und genau so kam es auch. Außer den dänischen Teams war auch Heinrich von Bayern angereist, folglich einige Teams denen wir bei Wind bisher nicht das Wasser reichen konnten.

Bei idealen Bedingungen sind wir an 3 Tagen 14 Wettfahrten gesegelt. Es war pures Regattasegeln. Die ersten 3 Boote waren fast gleich schnell und so entschieden Taktik und gute Manöver, wer die Rennen gewinnt. Wir lagen bis zum letzten Rennen in Führung und mussten nur noch das letzte Rennen vor Jesper liegen. Zum Spaß aller Mitsegler haben ein kleines Matchrace in der Vorstartphase gemacht, konnten uns in eine bessere Startposition bringen und lagen knapp vor der Konkurrenz. Aber Jesper gab nicht auf, wollte unbedingt Dänischer Meister werden und als wir auf der letzten Kreuz einen kleinen Fehler machten konnte er uns überholen. Jesper wurde dadurch punktgleich mit uns Dänischer Meister.

Nach der Saison ist vor der Saison und so laufen schon die Vorbereitungen für 2020.



Dabei muss ich daran denken, wie wir bei Sonnenschein ganz hinten in den Fußschlaufen stehen und mit  25 Knoten über das Wasser fliegen.



Foto: Circolo Vela Arco

Mast- und Schotbruch

Philipp Nocke