Rudern

Loreley Wanderrudertour   

04. September 2020

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus uralten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Voraussetzung für eine Loreley Wanderfahrt ist die Textsicherheit beim Loreley Lied. Ruderkönnen wird für diese anspruchsvolle Tour ohnehin vorausgesetzt. Wir sind eigentlich gar nicht traurig als wir um 9:30 Uhr pünktlich das Boot vom Steg in Ingelheim abstoßen. Nur Ralph ist ein bisschen traurig, er nimmt den säumigen Zahler dennoch mit.(*)  Der Boots- und teilweisen Landdienstbesatzung ist eher eine gewisse Anspannung anzumerken, was da im Laufe des Tages noch auf sie zukommen wird. Erste Rast in Bacharach am Bootshaus des örtlichen Rudervereins. Bis hierher hat dank minutiöser Detailplanung alles geklappt – auch die Sonne scheint.

Die Luft ist kühl und es dunkelt
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein

Mit dieser Erwartung stoßen wir in Richtung Abenteuer in Bacharach ab. Corina und Sabine übernehmen den Landdienst und werden die nächste Etappe Reporter sein. Die Rudermannschaft fädelt sich durch berg- und talfahrende Schiffe durch ein immer schneller strömendes Gewässer. Schroffe Felsen säumen den Fluss. Boppard ist das Ziel.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar,
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Wir treiben neben der Loreley im ruhig fließenden Wasser und haben Glück, dass uns kein Schiff bedrängt. So können wir den Anblick genießen.

Der Schiffer im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh‘.

Unter starken Schlägen wird das Lied viel mehr text- als melodiesicher geschmettert. Aber laut sind wir! Unser Steuermann Ralph hat das Fahrwasser gut im Griff.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
An Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit Ihrem Singen,
Die Loreley getan.

Okay, die Loreley ist altersmilde und lässt uns am Leben. Wir werden mit spektakulären Anblicken in der Abendsonne verwöhnt. Beim netten Empfang beim Ruderclub in Boppard wartet schon kühles Weizenbier und eine Runde Rollsitzenthärter von Norbert. Wir haben es uns verdient. 51 Rheinkilometer haben wir erfolgreich hinter uns gebracht. Boot und Mannschaft sind wohlauf.

Samstag, 05. September 2020

72 Rheinkilometer stehen uns heute bevor. Sabine steuert die erste Etappe und bringt uns gut zur Rudergemeinschaft Lahnstein. Dort wechselt die Mannschaft und wird auf der nächsten Etappe das deutsche Eck in Koblenz passieren. Passanten filmen die eingespielte Mannschaft. Danach wird das Wetter rauer.

Alle sind froh als sie endlich beim GTRVN in Neuwied ankommen. Dort warten Matthias und Johannes schon mit einem Mittagspicknick und Michael ist auch schon da. Michael vom Ruderclub Neuwied empfängt uns in seinem Heimatrevier – eine nette Geste. Er ist an dieser Tour auch nicht ganz unbeteiligt. Er hat uns in diesem Jahr am Goldkanal besucht und Ralph wichtige Hinweise zu jedem Kieselstein und jeder Welle auf unserer Tour gegeben. Und er hat das gut gemacht. Vielleicht hat die Loreley aus diesem Grund keine Chance uns ins Verderben zu führen?

Die Ruderer aus Neuwied müssen, wenn sie rudern wollen über den Deich. Gefühlt 100 Stufen nach oben und dann wieder 100 Stufen nach unten. Wie gut haben wir es am Goldkanal!
Kurz danach ist unsere Fahrt aber fast zu Ende. Eine Wespe in einer Bierflasche will in Norberts Magen und richtet auf dem Weg dorthin Unheil an. Die Sache geht jedoch zum Glück gut aus.

Die Restroute von 33 Kilometern bis Bad Honnef kann in Angriff genommen werden. Grauer Himmel, starker Gegenwind und stark bewegtes Wasser. Es gibt schönere Bedingungen. Doch auch diese Prüfung meistern wir – nicht zuletzt dank unserer Rheinaue. Das Wetter wird besser und der Wind lässt nach. Und dann wäre da noch Remagen zu erwähnen. Remagen ist die Stadt mit der Brücke. Also mit der Brücke in Remagen. Die heißt Ludendorff Brücke und ist eigentlich gar nicht mehr da. Deshalb können wir auch nicht unter ihr hindurchfahren. (*)
Die Etappe ist lang und die Mannschaft bettelt um eine Pause. Steuerfrau Corina ist aber unerbittlich und treibt uns bis zum Ziel. 17:30 Uhr pünktliches Anlegen in Bad Honnef. Nettes Städtchen, Abendessen beim Italiener – alles gut!

(*) Wer das nicht versteht, soll sich nicht grämen. Die Mannschaft versteht’s und ihr könnt ja nachfragen

Sonntag, 06. September 2020

7:00 Uhr Frühstück im Kühlraum des Hotels. Das soll uns auf die erste Etappe vorbereiten. (Draußen hat es gerade mal 8°C.) Diese soll uns zum schwimmenden Bootshaus in Mondorf bringen. Auf dem Weg dorthin wird unser Bugmann Ralph von einer Welle übermannt. Großes Gejammer – er soll sich nicht so haben! Das Bootshaus in Mondorf ist etwas Besonderes. Früher war es eine Autofähre – heute werden Ruderboote dort gelagert. Sehenswert!

Weiter nach Mannschaftswechsel bis Porz, um uns dort für die letzte Etappe nach Köln mit einem guten Mittagessen zu wappnen. Alles vor und los – zur letzten Etappe, die noch ein besonderes Highlight bereithält. Wir arbeiten uns durch das bewegte Wasser an der Innenstadt von Köln vorbei.

Ungewohnte Ausblicke auf Stadt und Dom fesseln uns. Steuermann Ralph hat Glück. Kein Zug überquert die zahlreichen Brücken während der Durchfahrt.

Ein würdiger Abschluss einer denkwürdigen und ereignisreichen Wanderrudertour. Dank an Corina und Ralph für die minutiöse Ausarbeitung der Tour und der permanenten Unterhaltung der gesamten Mannschaft!
Dank an unsere Rheinaue, die einiges mit uns aushalten musste und uns sicher zum Ziel brachte. Dank an unsere Steuerfrauen und –männer, Sabine, Corina, Ralph, Norbert und Matthias, die nicht in die Höhe sondern auf die Klippen schauten.
Dank an die Rettungssanitäter, die dafür sorgten, dass die Rudermannschaft komplett blieb. Dank an alle Rudervereine, die uns Ihre Steganlagen zur Verfügung stellten. Dank an Stephan der An-und Abfahrt zum Ruderrevier übernommen hat, unermüdlich im Maschinenraum gearbeitet hat und uns wie üblich mit Sprüchen und Lebensweisheiten versorgte. Dank an die tolle Landschaft und den Rhein, dass es sie gibt und uns ein tolles Rudererlebnis möglich machten.

Und was haben wir gelernt:
Heute stirbt keiner mehr beim Schiffen, nur weil eine Blondine sich die Haare kämmt!

Wisst ihr übrigens noch, wo sich die Ludendorff Brücke befindet?

Text und Bild: J. Decker