Drei-Bundesländer-Fahrt vom RCR bis Ingelheim (Rheinkilometer 347-519)
30.07.‒01.08.2022
Tag 1: RCR‒Speyer (Rheinkilometer 347‒401)
08:00 Uhr, Samstagmorgen, bestes Wetter, 15 gut gelaunte RCR-Ruderinnen und -Ruderer und willkommen geheißene Gäste (Eva und Susanne) von der RGM (Rudergesellschaft München 1972), ein Bootshaus, drei 4x+ Gig-Wanderruderboote, eine Pritsche, ein See und der Rhein in fast sichtbarer Reichweite … beste Voraussetzung für den Start einer Wanderfahrt! Und als wenn dies nicht schon genug wäre: In weiser Voraussicht hatte ein kleines Team um Fahrtenleiter (FL) Ralph bereits ein Bus-Bootshänger-Gespann und einen PKW an unser Ziel in Ingelheim verbracht, so dass kein Landdienst notwendig war und mit Gepäck im Boot gewanderrudert werden konnte … großes Kino!
Nach der Begrüßung und letztem Briefing unseres, wie immer, bestens vorbereiteten Fahrtenleiter Ralph werden die Ruderwütigen von der Leine gelassen und in emsigem Treiben gehen die Boote nebst notwendigem Equipment und Gepäck aufs Wasser. Startschuss: 08:45 Uhr!
Was ist unser heutiger Plan? Wir rudern auf uns wohlbekannten Pfaden am Goldkanal auf „unseren“ schönen Rhein, passieren Karlsruhe und Germersheim und landen als Tagesziel am Rhein-Bootshaus der Rudergesellschaft (RG) Speyer, wo die Boote auf dem Gelände der RG über Nacht bestens gelagert werden können. Soweit die Kurzfassung … jedoch gibt es selbstverständlich mehr zu berichten.
Nach dem Ablegen am RCR und der Passage über den Goldkanal ergibt sich auf dem Rhein dann der Blick auf die aktuelle Wasserstands-Situation: mächtig wenig Wasser im Bett ‒ wir werden uns die kommenden drei Tage die Fahrrinne also mit den Großschiffen teilen müssen ‒ und unsere Boote sollten die Nähe zu den tückischen Buhnen, wo immer möglich, meiden.
Eine weiteres Muss bei unseren anstehenden Etappen (60+ km) und vom FL berechtigt und eindringlich darauf hingewiesen: regelmäßige Steuermannwechsel … was über die komplette Wanderfahrt zum möglichst kräfteschonenden Rudern aller hervorragend umgesetzt wurde.
Und so geht es vom Goldkanal an Karlsruhe vorbei (allgemeiner Steuermannswechsel Höhe Wörth), immer fein innerhalb der Fahrrinne dahin, was so lange gut geht, bis eine heimtückische ‚Pfälzer‘-Buhne unseren ‚Herbert Weisenburger‘ aus heiterem Himmel anfällt! Die offensichtlich misslaunige Buhne schiebt sich so geschickt unter das Boot, dass die komplette Mannschaft in konzentriert-ruhiger Manier aus dem Boot aussteigt und erst, nachdem Boot und Mannschaft zu Fuß in ruhiges Wasser verbracht werden konnten, die Fahrt wieder aufgenommen wird. Eine kleine Schrecksekunde, aber auch nicht mehr (unser heimischer ‚Bootspfleger‘ Thomas wird direkt verständigt, dass eine kleinere (?) Reparatur auf ihn zukommen wird 😊).
Nach halber Tages-Gesamtstrecke kurz nach der Fähre Leimersheim geht es in den in Fahrtrichtung rechten Altrhein zur versteckten Naturschutz-Insel Rott … wo wir die Boote im ‚Schmodder‘ am Fuße der Rott zum fröhlichen Mittagessen bei Fischsuppe, Fisch, Salat und passenden Getränken im gleichnamigen „Restaurant Insel Rott am Rhein“ parken. Nach der kräfteschöpfenden Pause geht´s entsprechend dem Restaurant-Motto “Es reicht nicht, wenn der Gast zufrieden ist, er muss beflügelt gehen." zurück in die Boote um die Rest-Tagesetappe energiestrotzend aufzunehmen. Bei mäßigem Schiffsverkehr ist die Fahrt nach Speyer dann sehr entspannt und so laufen wir gegen 16:30 Uhr bei der RG Speyer ein. Boote aus dem Wasser, gut gelagert (Jan checkte mit kundigem Auge das Buhnen-Boot und gab grünes Licht für die Weiterfahrt) und schon geht es mit dem Gepäck auf dem Buckel entlang der Speyerer Flaniermeile am Rhein in die schicke, weil modernisierte Jugendherberge. Kein Wunder, dass man mehr oder weniger schnell in der JuHe ankommt ‒ die auf der Promenade bestehenden Getränke-Angebote sind schwer auszuschlagen … es war aber auch ein heißer Tag! Zum Abendessen treffen wir uns im ‚Alten Hammer‘ an einer langen RCR/RGM-Freiluft-Tafel direkt am Rhein ‒ herrlich! Und der „Hammer“ darf uns zeigen wo selbiger hängt bzw. was die Pfälzer Küchen- und Getränkelandschaft so alles drauf hat. Lecker! Zufrieden und vom heutigen Tag körperlich durchbewegt war ein guter Schlaf in der JuHe vorherzusehen.
Tag 2: Speyer-Gernsheim (Rheinkilometer 401-461)
Bereits um 7:30 Uhr freut man sich beim gemeinsamen JuHe-Frühstück auf das, was der Tag auf dem Rhein an Eindrücken und Überraschungen wohl bieten wird. Mit Sack und Pack zurückmarschiert zu unseren Booten an der RG Speyer geht es nach des Fahrtenleiters gewünschten Mannschaftzusammensetzungen um 9:00 Uhr aufs Wasser.
Bei zunächst bedecktem Himmel kann die Ruderboot-Armada unter sehr guten Bedingungen weiter Richtung Norden ziehen … im Nachhinein wissend, dass es im Laufe des Tages ordentlich sonnig-warm wurde.
Den Ketscher Altrhein lassen wir ‒ uns warmrudernd ‒ in Fahrtrichtung rechts, den Otterstädter Altrhein links liegen, erreichen das Mannheimer Gebiet am Rheinstrandbad, rudern entlang der großen Reißinsel (100 ha großes Naturschutzgebiet, Anlande-Verbot!) und erreichen zur kleinen Wasserpause auf Höhe des Mundenheimer Hafens die Alte Pegeluhr: ein hübscher Anblick bei einem kleinen Rollsitz-Snack.
Frisch gestärkt nähern wir uns DER Passage dieser Wanderfahrt, die im Allgemeinen mit der kleinen Warnung „anspruchsvoll“ versehen wird und bei Ralphs Frühstücks-Tagesbriefing bereits Thema war. „Warschau! Steuerleute und Ruderer“ … im Ludwigshafener/Mannheimer Stadtgebiet zwischen den beiden großen Stadt-Brücken können aus der Kombination von Schiffsverkehr und Spundwänden unangenehme Kreuzwellen entstehen, die ebenso unangenehm zu steuern und zu rudern sind. Gut auf das, was da nun kommen mag, eingestellt … passierte … nichts! Wir ruderten ohne Problem durch die Passage … Glück gehabt.
Dem Stadtgebiet folgend schließt sich das Ludwigshafener Industriemonster BASF an: beeindruckend ob der unglaublichen räumlichen Ausmaße ‒ eingeschränkt beeindruckend ob der baulichen Ästhetik (in Zahlen: 2000 Gebäude auf einer Fläche von mehr als 10 km², das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt).
Nun heißt es abermals für den Steuermann Obacht geben: Es geht demnächst rechts ab in den Friesenheimer Altrhein, wo auf der Friesenheimer Insel im Garten des Restaurant DEHUS ein großer Tisch reserviert ist. Die Sonne scheint … die einen lieben die Sonne, andere bevorzugen etwas Schatten … also wurde der DEHUSSCHE Garten bezüglich seines Gartenmobiliars flugs den Anforderungen der einfallenden RCR/RGM Schar angepasst. Dies alles unter den wohlwollenden Augen des Patrons, der in Personalunion ebenso als Fährmann die neben dem Restaurant liegende Fähre über den Altrhein bespielt. Ein engagierter Gastgeber mit lustig-lockerer Zunge, der leider demnächst seine Restaurant-Pforten schließen wird. Sehr schade für seine Gäste!
Die Bäuche voll Salat, Fisch, Schnitzel, Eisbecher (jedoch frei von Eiskaffee!!!) pfeift „Reiseleiter“ Ralph zum Aufbruch … und ebenso etwas umständlich wie das Anlanden neben dem Fähranleger geht es nun auch wieder aufs Wasser und retour auf den Rhein.
Wir ziehen am Lampertheimer Altrhein vorbei … Worms in Sicht … Worms vorbei … bis uns kurz vor dem Maulbeerauer Altrhein nach einer Badepause ist. Ein Boot ist schon da, wir stoßen im strömungsfreien Uferbereich dazu, das dritte Boot folgt wenige Minuten später. Rhein-Badespaß in seichtem, überhaupt nicht kaltem Wasser … unglaublich, diese Möglichkeit gibt´s nur in solch´ wasserarmen Zeiten wie aktuell.
Erfrischt geht es in Richtung unseres heutigen Ziels. Ob der unklaren und zeitkritischen Anlandung am belebten Fähranleger Gernsheim direkt an unserer Unterkunft RHEINGOLD wird sich kurz vor dem Ziel auf dem Wasser gesammelt, diskutiert und Ralph entscheidet sich für das Anladen und Lagern der Boote am gegenüberliegenden großzügigen Rheinstrand. Gesagt, getan ‒ und mit der Fähre über den Rhein zum RHEINGOLD.
Zimmerschlüssel, Bezug, Pflege … und dann treffen wir uns an einer langen Tafel vor dem RHEINGOLD mit prachtvollem Blick auf „unseren“ Rhein. Heute haben wir mächtig Spaß mit unseren Servicekräften … zuerst heute Mittag im DEHUS und nun mit einem jungen, schlagfertigen Kollegen, für jeden Flachs zu haben und flink den Großteil der Hungrigen mit der regional-berühmten „Frankfurter Grie Soß“ versorgte. Auch hier wiederum hatte die „Reiseleitung“ ein sehr gutes Händchen mit der Gastronomie und Unterkunft. Ein schöner Abend, der beim Blick über das Wasser an die „alten Germanen“ erinnert:
Es saßen die alten Germanen
Zu beiden Ufern des Rheins :/
|: Sie saßen auf Bärenhäuten
Und tranken immer noch eins :/
Refrain:
Und eins und zwei und drei und vier,
Sie soffen unheimlich viel Lagen Bier
Und fünf und sechs und sieben und acht,
Sie soffen die ganze Nacht.
Ganz so war es dann doch nicht … gute Nacht!
Tag 3: Gernsheim-Ingelheim (Rheinkilometer 461-519)
Wanderruder-Routine: gemeinsames Frühstück um 07:00 Uhr (autsch!), auschecken, im Tross die Fähre erreichen, übersetzen, Boote zu Wasser, Gepäck verstauen. „Steigt ein!“ um 08:30 Uhr.
Über mangelnden Schiffsverkehr können wir uns heute nicht beklagen … ordentlich Pötte unterwegs … hintereinander, nebeneinander … und unsere Steuerleute mittenmang. Spannend, aber mit wachem Auge kein Problem für die in Fahrtrichtung Sehenden an den Steuerseilen.
Vorbei an Oppenheim und Nierstein kündigt sich gleich hinter Ginsheim-Gustavsburg das schöne Mainz an. Zunächst passieren wir den Mainzer Ruder-Verein von 1878 und Ruder-Olympiastützpunkt mit imposant vielen Bootshaus-Rolltoren. Gegenüberliegend fließt der Main in den Rhein, weniger imposant als gedacht. Anschließend die Altstadt: Hinter der Rheingoldhalle am Ufer und dem in den 70er Jahren (und definitiv danach aussehenden) erbauten Rathaus versteckt sich halb geduckt der eigentlich wunderschöne Mainzer Dom. Und schon verlassen wir das Mainzer Stadtgebiet dem Rhein folgend durch Mainzer Neubau- und Industriegebiete und landen, wie geplant, in Mainz-Mombach an der Pritsche der Mainzer Ruder-Gesellschaft 1898 (MRG) und werden dort aufs Herzlichste von Ruderwart Breitensport der MRG, Jürgen Werner, mit Getränken aller Art und einem Vesper-Buffet vom Feinsten versorgt. Einen Riesendank an Jürgen und die MRG für Ihre überragende Gastfreundlichkeit!
Zurück auf dem Wasser rudern wir vorbei an Schierstein und staunen wenige Kilometer weiter nicht wenig über die mondänen Wohneinheiten (Villen) entlang der Rosenstadt Eltville am Rhein. Von diesen Eindrücken geblendet fährt ein Boot an der Mariannenaue rechter Hand, der Rest nach des Fahrtenleiters Wahrsager links … die Fahrwasser führen jedoch zum Glück vor Ingelheim wieder zusammen. Unser Ziel ist erreicht: Ruderverein Ingelheim 1920. Glücklich, die wunderschöne Wanderfahrt ohne Hindernisse gemeistert zu haben, bringen wir alle Boote aus dem Wasser und bemerken auch hier, wie an vielen anderen Rudervereinen, wie wir die tollen Möglichkeiten und kurzen Wege bei uns zuhause am RCR schätzen.
Was nun folgt ist die „Kür“ des Wanderruderns: Abriggern, Boots- und Gepäckverladung und das Beste zum Schluss: Norberts gefürchteter „Rollsitz-Enthärter“…ein Muss, sonst ist die ganze Wanderfahrt nichts gewesen. Und nun „Mannschaft in die Autos!“ … halt, Susanne erscheint mit Brezeln, süßen Teilchen und Eis für alle … um ebendiesen die Rückfahrt zu versüßen bzw. zu versalzen. Prima Sache, Susanne, vielen lieben Dank!
Von der Rückfahrt gibt es (zum Glück) nichts zu berichten (allgemeine Seligkeit ob der letzten drei Tage). Alles lief glatt und so konnte man sich, zurück am RCR, bienengleich ans Abladen der Boote, das Aufriggern, die Bootspflege und das Verbringen in die Lager machen.
Tataaaa, alles geschafft … was fehlt? Ein revuepassierendes Abschlusswort unseres Fahrtenleiters Ralph, dem ein abschließender Applaus sicher ist.
Erwähnt werden darf und muss eine großzügige Geldspende unserer zwei Damen der RGM und die spontane Übernahme einer nicht kleinen Getränkerechnung durch unseren Harald! Ein Hoch den Spendern!
Lieber Ralph, es war eine wunder-, wunderschöne Wanderfahrt: perfekt vorbereitet, kommuniziert und durchgeführt. Wir hoffen und sind uns sicher, dass diese Fahrt eine Anknüpfung an weitere zukünftige Rhein-Wanderfahrten erfährt ‒ Du hast da sicher schon eine Idee im Kopf 😊
Fecit,
Peter
Fotos: Alle Teilnehmer