… aber der Reihe nach und nicht so plump wie im bekannten Gassenhauer.

Die Teilnahme am größten Achterrennen Deutschlands, dem Roseninselachter am Starnberger See ist ein Projekt, welches wir schon seit 2020 - seit wir unseren neuen Achter haben - immer mal wieder diskutiert haben. Nachdem im letzten Jahr schon 3 Rastatter dabei waren und Blut bzw. Wasser des Starnberger Sees (oder vielleicht war es auch das Weißbier) geleckt hatten sollte es in diesem Jahr so weit sein...
Bei diesem Rennen starten ca. 80 Mannschaften in 4 Abteilungen. Natürlich kommt das Gros der Mannschaften aus Süddeutschland - es sind aber auch Vereinsnamen aus der gesamten Republik und sogar aus Österreich, Italien, den Niederlanden und Großbritannien zu finden.
Jetzt ist es nicht so einfach 9 berufstätige Menschen unter einen Hut zu bringen und einen gemeinsamen Trainingstermin zu finden. Wenn dann da auch noch sogenannte Ruheständler dabei sind, wird aus „nicht so einfach“ - „unmöglich“.
Außerdem mussten nicht nur 8 Ruderer und eine Person für die Steuerseile gefunden werden, sondern auch noch Ersatzleute, die zwar fleißig mittrainieren mussten, deren Chance auf eine Teilnahme aber eher gering waren. Um es kurz zu machen - die Mannschaft stand und seit März stand dann auch fest: Wir starten in Starnberg!
Das war auch allerhöchste Zeit, denn zum einen wir wollten ja nicht nur dabei sein, sondern auch eine gute Figur abliefern, mussten also fleißig trainieren und zum andern waren ja auch noch logistische Hürden zu nehmen, deren höchste das Finden einer Unterkunft für rund 14 Personen in der Nähe war, was unter normalen Umständen kein Problem darstellt, bei gleichzeitig stattfindendem Oktoberfest allerdings eine Herausforderung ist, die Peter hervorragend gelöst hat.
Der Trainingsfleiß war beeindruckend und auch das Engagement der Ersatzleute bemerkenswert! Am letzten Septemberwochenende war es dann so weit. Donnerstags wurde die Markgräfin abgeriggert, von der Quagga-Muschel befreit, geteilt und verladen.
Die Frage an den Veranstalter, ob wir schon am Freitag um die Mittagszeit den Sattelplatz befahren dürfen und aufs Wasser können, wurde folgendermaßen beschieden:
„(…) Ludwig II. wird sich geehrt fühlen, Eure Markgräfin Sibylla Augusta auf seinem See begrüßen zu dürfen. (…)“

OhoOOO!!! Hört! - Hört!
Wir waren im Reich von Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm von Bayern. Er hat auch - wie allseits bekannt - den Beinamen Märchenkönig und wie das im Märchen so ist wollen wir es in unserer weiteren Geschichte mit Zeit, Raum und Physik nicht so genau nehmen.
Wir kamen wunderbar durch die üblichen Staus auf der A8 und erreichten den Starnberger See gegen 13:00 am Freitag. Wie im Märchen lugte die Sonne ein bisschen hervor. Der Entschluss nochmal aufs Wasser zu gehen war schnell gefasst.
So begann die Geschichte zwischen unser Markgräfin und Ludwig II. und es begann auch die Geschichte zwischen uns Rastatter Ruderern und dem Starnberger See.
Wir hatten eine wunderschöne kurze Ausfahrt - das Boot „lief“ - wie wir Ruderer sagen. Die Mannschaft - zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht in Originalbesetzung - „war zusammen“. Mehr ist zu dieser kleinen Runde nicht zu sagen…
Wir holten die gute Markgräfin wieder an Land, betteten sie zur Nacht und freuten uns alle auf den nächsten Tag. Was unter dem Mantel der Dunkelheit und des mystisch heraufziehenden Nebels geschah - welche Geschichten zwischen dem Geist Ludwig des II. und dem unserer Markgräfin ausgetauscht wurden oder welcher Plan geschmiedet wurde, bleibt deren gut gehütetes Geheimnis und es geht uns auch nichts an. Was in den Köpfen unserer Mannschaft in dieser Nacht vorging, ist selbstverständlich auch nicht belegt, aber ich meine in den Gesichtern am nächsten Morgen ein Funkeln gesehen zu haben bei dem Gedanken an den Starnberger See.
Der nächste Morgen:
11:00 - die Mannschaft in blütenweißen RCR-Trikots strahlt mit unserer Markgräfin um die Wette.
11:15 - das Boot wird zu Wasser gelassen, am Steg wird es bei so vielen Booten etwas hektisch aber dann legen wir ab und es wird ruhig… die ersten Schläge jetzt endlich in Originalbesetzung… und “es läuft”! Wir rudern uns ein, üben noch ein paar Starts – es still im Boot, jeder konzentriert sich.
12:30 - der Startschuss ertönt und es geht zusammen mit den 20 anderen Achtern aus unserer Abteilung los auf die 12km lange Strecke - das Wasser kocht - aufgewühlt von 160 Ruderern - und wir mittendrin. Los mit Schlagzahl 27 - weit über dem, was wir im Training geübt hatten und das Boot „lief“. Wir sind zufällig in einem Pulk gleich schneller Boote was uns antreibt und uns ganz hervorragend ins Renntempo kommen lässt. Zufällig? - Oder hatten da unsere beiden königlichen Hoheiten etwas mit zu? Im weiteren Verlauf - bis zu Wende - sind wir in einer „Dreiergruppe“ unterwegs, die uns motiviert, mitzieht, mitreißt unsere Schlagzahl wird ruhiger, 25 Einsätze pro Minute, 25 x Setzen, 25 x zusammen das Boot anschieben, 25 x sauber ausheben und wieder zurück in die Auslage. Tolle Bedingungen, der See ist glatt - wie gebügelt - gehörte das auch zum Plan von Ludwig und Sybilla Augusta?
Da, die Wendebojen kommen in Sicht - wir müssen einen Bogen über Backbord fahren, innen zwei Boote, die Vorfahrt haben und denen wir Raum geben müssen. Doch was passiert da? - Die beiden Boote kollidieren und verhaken sich und wir haben plötzlich freie Fahrt und treten den Rückweg nach Starnberg an. Es gibt keinen Zweifel mehr! Das alles gehörte zum Plan der beiden und sie freuen sich diebisch, dass dieser bis dahin aufgegangen ist - vielleicht freuen sie sich ein bisschen zu viel und werden unkonzentriert, denn auf dem Rückweg erwischt uns etwas Gegenwind. Jetzt heißt es „beißen“ und kämpfen. Eine neue Geschichte beginnt - eine Geschichte zwischen uns Rastatter Ruderern und dem Roseninselachter - dem Wettkampf … denn zu einem Zeitpunkt, wo andere Mannschaften auseinanderfallen, da fängt unser Boot nochmal an zu laufen, zu fliegen. Vor dem Ziel geht die Schlagzahl nochmal hoch bis 27/28 und bringt uns als drittes Boot in unserer Kategorie ins Ziel mit nur 33 Sekunden Rückstand auf den 2. und einer sensationellen Zeit von 55:50.
Dass es zwischen dem Geist Ludwig II. und Sybilla „gefunkt“ hat, daran gibt es keinen Zweifel, dass wir uns allesamt in den Starnberger See „verguckt“ haben, ist auch unbestritten und dass nun 11 weitere Rastatter Blut, Seewasser oder Weißbier geleckt haben ist allein daran zu sehen, dass die Planungen für 2026 schon anlaufen…
Sonntags geht es nochmal für die Ersatzleute und mitgereisten Schlachtenbummler aufs Wasser. Wir besuchen das Denkmal Ludwig des II. und geben unseren beiden Helden Gelegenheit sich zu verabschieden…
Danach geht es zurück nach Hause und ganz sicher wird die Markgräfin Ihrem Ludwig von Baden von diesem wunderschönen und ereignisreichen Wochenende berichten.
Text: Matthias Körwer