Kälte, Nässe, Schmerzen...und große Freude!

Am 01. Oktober war es soweit, die 51. Internationale Rheinmarathon-Ruderregatta von Leverkusen nach Düsseldorf mit 43 km Länge ging an den Start. Der veranstaltende Düsseldorfer Ruderclub thematisiert in seiner Ausschreibung die Frage: „Aber, warum tut man sich das an? Diese Frage hat sich jede Marathonruderin und jeder Marathonruderer schon gestellt und stellt sie während des Rudermarathons öfters, zum Beispiel auf einer langen Geraden mit starkem Gegenwind und starker Berufsschifffahrt. Es geht einfach nicht weiter. Der Steuermann verlässt ohne Grund die Ideallinie. Oder er berechnet die Welle eines Berufsschiffs falsch, mit dem Ergebnis: Man ist völlig durchnässt. Die Mannschaft fällt auseinander, den Rhythmus des Bootes gibt es nicht mehr. Schmerzen im Rücken und an der Sitzfläche stellen sich ein.“ Die RCR-Ruderer hatten jedoch ein besonders hartes Debüt getroffen, selbst erfahrene „Wiederholungstäter“ sprachen von einem außergewöhnlichen Rheinmarathon mit widrigsten Bedingungen: Extremer Regen und starke Windböen setzen allen Teilnehmern zu. Und trotzdem schafften die RCR’ler mit 2 h 33 min einen sehr beachtlichen 54. Platz unter den 150 teilnehmenden Booten. Die eingangs gestellte Frage beantwortete Bootsobmann Peter Sigmund im Nachgang: Es ist ein großartiges Erlebnis in der Mannschaft die Gemeinsamkeit zu erleben. Die intensiven Eindrücke des Wettkampfs, das Überwinden des berühmten inneren Schweinhunds trotz Kälte, Nässe, Schmerzen und Erschöpfung sind so beflügelnd, dass man daraus lange Zeit nach der Regatta positive Energie zieht: Eben Leben pur.

Lust zum Rudern - viele sprechen vom gesündesten Sport überhaupt – bekommen? Im Frühjahr bietet der RCR wieder Anfängerkurse an, die im Allgemeinen bei schönstem Wetter in geschützter Umgebung im Naturparadies Goldkanal stattfinden.

Die Mannschaft des RCR: Steuermann Ralph Kastner, Jan Loxtermann, Simone Rau, Elke Mackenthun, Peter Sigmund

Text: Ralph Kastner
Fotos: Corina Klug-Kastner

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Ein fragmentarisches Gedächtnisprotokoll des Wochenendes:

Am Freitagmorgen um 10 Uhr bei der Abfahrt zuallererst ein kleiner Schockmoment wegen eines geborstenen Bootshänger-Beleuchtungs-Glases, dadurch ein erster Picknick/Reparatur-Stopp bei ‚Anhänger Kaestel‘ im Rastatter Industriegebiet. Problem gelöst.Nervosität legt sich.

Im Anschluss eine laaaaange Anfahrt nach Leverkusen...bei allerdings bester Stimmung hervorgerufen durch Corinas lukullischer Betreuung und Kornelias Filmdose (Riesen-Brownie!).

Ankunft in Leverkusen: Kennenlernen der Biggeseer 'Konkurrenz' in der Ablade-Warteschleife. Boot abgeladen und wildes Hantieren bzw. Bauen der Ausleger-Abdeckung gegen einschlagende Wellen mit der von Matthias im Vorfeld organisierten Folie. Sie sieht gut aus, die schnittige Alegria, die Dräner Matthias bereits für unsere Vorbereitung von seinem uns entgegenkommenden Heimatverein Creuznacher RV für uns ausgeliehen hatte...ein Prachtstück, gebaut für Marathons...hätten wir dieses Bötchen doch nur auf Dauer!

Mit dem nun leeren Bus-Bootshänger-Gespann ab zur Germania nach Düsseldorf um den Hänger dort abzustellen...nicht gerade einfach dort den richtigen Einstieg auf den Rheindamm zu finden.

Zu spät um das Hotel zu beziehen...also gleich auf ein paar Alt-Bierchen und HappaHappa ins ‚Im Dom‘...dort, nun gesättigt, die Rennstrategie (leider ohne Dräner Matthias!) für morgen ausbaldowert („Wir rudern los und hören nicht auf bis wir im Ziel sind“ - Karl Adam hätte es nicht schöner formulieren können).

Ins Hotel...Ruhe im Schiff! Licht aus!

Am frühen Morgen, nervös und viel zu früh nach Leverkusen (besser so!) gefahren. Nacharbeit/Feintuning am Folien-Kunstwerk bzw. der Ausleger-Abdeckung. Clubhaus-Frühstück zur Nervenberuhigung, Angst-Pipi. Anschließend Security Briefing: „Kein(!) Regen, Wind 3-4 aus N/NW“. Aha, kein Regen, im Nachhinein wissen wir Anderes.

Letzter Bootscheck, Mannschaftsfoto, Herumnesteln an persönlichen Boots-Positionen...Durchsage; “nächstes Boot...Startnummer 46“...huch, das sind wir...es geht los...Bootswagen geschnappt und ab in den Einsetzbereich...alles super organisiert...

Boot für Boot geht auf´s Wasser...die Alegria fasst Wasser...ungeordnetes Einsteigen ins Boot...stoßt ab...sofort in der Rhein-Gegenströmung...das kennen wir am Goldkanal nun wirklich nicht.

Lockeres Anrudern gegen den Rhein...in Ruhe einrichten...fertig machen zur Wende...zack in die Strömung...alles vorwärts, los...Gummi geben...die Startlinie kommt näher...

Mööp...das Startsignal aus dem Startzelt am Ufer...nun läuft die Zeit...ab jetzt immer daran denken unsere gestern Abend beschlossene Strategie nicht aus dem Auge zu verlieren. ☺

Alles fühlt sich gut an...die Alegria läuft...der Rhythmus passt...

Schemenhaft erinnern wir uns an zeitweise nicht zu knappen Regen (aber auch Sonnenschein), mächtig Gegenwind gegen Ende des Rennens und einen über die volle Strecke souveränen Steuermann Ralph, Respekt! Über die sehr hilfreiche Boots-Sprechanlage war die Mannschaft durch Steuermann Ralph stets über die Situation um das Boot informiert, und so konnte sich Schlagmann Jan auf seinen Arbeit konzentrieren und der Rest der Mannschaft...nun ja...musste einfach nur mitrudern ☺ Große (Kopf-) Sicherheit brachte ausserdem die lückenfreie Überwachung und Betreuung der DLRG und Wasserschutzpolizei...zu Wasser und zu Lande. Dies wurde bereits beim Security Briefing erklärt: „JEDES Boot wird über die gesamte Strecke von mindestens einer DLRG Einheit gesehen und beobachtet“. Beeindruckend!

Eines meiner persönliches Highlights war Stimmung im Boot...man sieht auf den von Land-Support Corina geschossenen Fotos durchweg fröhliche Gesichter...ich kann es bis heute noch nicht fassen, dass die Reaktion auf die mitunter heftigen Regenschauer nicht genervtes Katzbuckeln war, sondern lautes Lachen der Mannschaft durch´s Boot zog...das ist Wettkampf-Einstellung! Komme was mag...das Ziel liegt rheinabwärts...

Das Ziel kam schneller als gedacht und nach 2:33:05h mit nur einer kurzen Trinkpause weckte uns Ralphs ‚Ruder halt‘ aus dem Wettkampf-Modus...Wende...lockeres Ausrudern zum Steg. Hier erwartet uns die gleiche Wahnsinns-Organisation wie am Start. Helfer sind auf der Pritsche und unterstützen dabei die empacher-gelbe Perle auszuheben und auf dem Rheindamm in einen Bootswagen zu verbringen. Wir reden von 150 Booten, klar, sie kommen nicht gleichzeitig an...trotzdem eine logistische Meisterleistung.

Wir fahren mit dem Bootswagen direkt an unseren Bootshänger um die tapfere Alegria abzuriggern, trockene Sachen anzuziehen und Rum zu trinken (wichtig!). Dazu stößt Katzis Tante Doris aus dem nahen Ratingen...eine schöne Sache. Tante Doris freut sich natürlich wie ein Schnitzel, als sie Ihren Namen auf dem Teilnehmer T-Shirt wegen Katzis Zweitnamen Elke Doris findet.

Das Boot ordentlich verstaut und ab auf´s Clubgelände an die Getränke- und Wurststände...die ungefähr verbrauchten 2000 Kalorien müssen wieder rein.

Mit Wurstweck und Bier in der Hand bekannten Gesichtern aus Germersheim, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mannheim, Neuwied über den Weg laufen und schnacken...so geht 'After Race'...natürlich muss auch ein Blick auf die ausgehängten Ergebnislisten sein...oha, wir sind sehr zufrieden mit unserer Zeit und Platz 5 von 8 Boote unserer Klasse 4x+ Mixed MDA50.

Kaputt ist man trotzdem (und hoffentlich!), also ab ins Hotel zur Pflege und kurzer Ruhe.

Abmarsch/Abfahrt in die Neusser Gaststätte Früh...entspannter Service mit regionaler Kost...Mettbrötchen, Himmel und Äd. Und: Kölsch! Das hamma uns verdient.

Komm´ wir schauen noch eben auf der After Race Party im Germania Clubhaus vorbei...Disco-Stimmung und -Klima...ein, zwei Alt, ein Schnack mit den Biggeseern (die heute bei Ihrem Debut den beachtlichen dritten Platz in MDA43 gemacht haben) und ab zurück ins Hotel.

Entspanntes Ausschlafen und spätes, dafür ausgiebiges Frühstück im Hotel.

Klamotten packen...es geht auf den Heimweg...zurück geht es zügig und ohne größere Stau-Verzögerungen. Große Überraschung beim genauen Studium der Gesamtergebnisliste während der Heimfahrt: Leude, wir haben Platz 54 von 150 gewerteten Booten. Wow, das´ lässig.

Zurück am RCR folgt die Kür...Boots- Bus- und Hängerpflege...Abschlussworte und das war der Rheinmarathon 2022.

Nun darf sich jeder zuhause auf dem Sofa (nackig, nur mit Medaille und Socken) über seine Leistung im Stillen freuen.

Ein persönliches Schlusswort sei mir erlaubt:

Ich möchte mich bei der gesamten Rheinmarathon-Bande ganz arg bedanken und einen kleinen Vergleich aufmachen. Einen Lauf-Marathon anzugehen entscheidet man einfach und tut es, man ist von wenig abhängig (neben Partner/Familie). Ein Ruder-Marathon ist eine ganz andere Hausnummer, weil sich eine Mannschaft finden muss, die, wenn es in unserem Debut auch nur eine sehr kurze Vorbereitungszeit war, sich einen Zeitraum trainingstechnisch zeitlich synchronisieren muss und auch im Boot harmonieren soll. Das muss funktionieren und es HAT bei uns funktioniert...so zumindest mein Fazit.

Aber nicht nur die Besatzung ist die (See-)Mannschaft...irgendwas muss aus meiner Marinezeit ja hängengeblieben sein ☺

Was macht das Schnellboot ohne seinen Tender? Nix macht´s!

Daher meinen Riesendank an Corinas Rundum-Support (lukullisch, fahrtechnisch, fototechnisch...). Wir konnten uns voll und ganz auf´s Rudern konzentrieren. Spitzenklasse!

Und Kornelia...Du konntest zwar nicht am Niederrhein dabei sein...warst in der Vorbereitung aber immer engagiert als Ersatzfrau bei der Vorbereitung stets dabei. Dies ist sicher keine optimale Position, jedoch floskelfrei eine unheimlich Wichtige...jeder Einzelne kann spontan ausfallen und wie soll es dann weitergehen? Es geht einfach nicht ohne Ersatzleute! Und das Schöne...Du warst in Form Deiner Filmdose mit EINEM Brownie Inhalt mit auf der Reise...vielen Dank dafür!

Und letztlich natürlich unser Dräner Matthias! Sowohl als technischer Leiter (Alegria-Ausleihe beim CRV, Folienbeschaffer...) als auch als leistungsorientierter Trainer mit wertvollen Tipps und detaillierten Trainingsplänen aus Urlaub und Krankenlager (z.B. Heutige Einheit: ‚Gas geben!‘ ☺) stets am Start, wenn physisch nicht möglich, so doch in Gedanken und Wort stets bei der Mannschaft. Wunderbar!

Vielleicht auf ein Neues am Niederrhein in 2023 (oder beim Marathon in Lüttich oder auf der Elbe...)